entfaltet
Ines Doleschal (Malerei, Collage)
Elgin Willigerodt (Skulptur, Video)
02.03.–19.05.2018
  • entfaltet 1
  • entfaltet 2
  • entfaltet 3
  • Ausstellungsansicht bei Friedman Projekte 2018
  • „Ausstellungsansicht bei Friedman Projekte 2018
  • Ines Doleschal | „Hommage an H S No. 17 (Bauhaus, Dessau. Direktorenzimmer)” | 2014 | Acryl auf Papier | 18 x 26 cm

Für die Berliner Künstlerinnen Ines Doleschal und Elgin Willigerodt sind Raum und Fläche, Linie und Struktur, Farbe und Kontrast das Grundmaterial ihrer Arbeiten. Die Grenzen zwischen Vorn und Hinten verschwimmen, Dimensionen changieren: Raum entfaltet sich in einem Schattenwurf, einem Farbverlauf oder einer Diagonale.

Für Ines Doleschal ist die Innenraumgestaltung der Bauhaus-Architektur Ausgangspunkt und Referenz für eigene räumliche Kompositionen auf Papier. In ihrer Serie Hommage an HS geht sie den Projekten der Werkstatt für Wandmalerei am Bauhaus Dessau nach. Frei erfundene architektonische Formen zeigen teils überraschende Farbkompositionen, die in Anlehnung an die Farbpläne der Werkstatt des Meisters Hinnerk Scheper („HS”) und in eigener Anschauung der Bauhaus-Innenräume in Dessau entstanden sind. Auch in der Serie Collages miniatures, für die sie bemalte Papiere und ihre Architektur-Fotografien zu kleinen Intarsien kombiniert, ist die Farbigkeit ungewöhnlich differenziert, sind die räumlichen Strukturen vor allem Träger einer intensiven und sensiblen Chromatik. Auch im großen Format auf Leinwand setzt sie Fläche gegen Raum und schafft in perspektivischen Fluchten eine Sogwirkung, die von farbigen Kontrasten unterstützt wird.

Die Linie ist der Ausgangspunkt und tragende Element in den Arbeiten von Elgin Willigerodt. Linien schaffen als skelettierte Verstrebungen Ordnung, um sich im nächsten Moment wieder davon zu lösen. Sie „tanzen”, Grenzen verwischend, zwischen außen und innen, zwischen Bewegung und Stillstand. Willigerodts filigrane Konstruktionen aus farbig bemalten Holz- oder Eisenstäben, weisen eine auf den ersten Blick klare, unmittelbar erfassbare Geometrie auf. Ihre expressive Farbigkeit und diskrete Asymmetrie dagegen irritieren und lassen sie gerade darum lebendig erscheinen. Augenscheinlich starre Formen verschränken sich und geraten in Bewegung, indem sich wie in Passage drei quadratische, würfelig angeordnete Rahmen aus der perspektivischen Fluchtlinie verschieben. Mit minimalen formalen Mitteln nimmt die Doppelplastik Ragtime Bezug auf die menschliche Silhouette – ein Tanz aus Linien, der in der filmischen Performance Alternate Exterior Angles of Constant Departure (Regie: Lucia Gerhardt, Tanz: Anna Melnikova) tatsächlich mit dem Körper der Tänzerin in Harmonie und Konfrontation interagiert. Hier wird die Linie schließlich befreit zur sich drehenden Spirale, zur schwebenden Welle, zum luftleichten Faden.

„entfaltet” ist die dritte gemeinsame Ausstellung der Künstlerinnen; hier gestalten sie ihr künstlerisches Material für ein „Sehen in Bewegung” (Lázló Moholy-Nagy).